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Neue Spielzeit 2014 / 2015
Revolution , Apokalypse oder ComedyDas Theater in Deutschland hat sich in den letzten Jahren immer mehr zum Spiegel der Gesellschaft entwickelt. Die neuen Spielpläne für die Saison 2014-2015 kann man schon fast als klare Botschaft lesen: Die Lage ist ernst, liebe Kulturfreunde. Globale wirtschaftliche und militärische Konflikte haben sich so zugespitzt, dass sie als dramatischer Inhalt inzwischen praktisch auf allen Bühnen des Landes angekommen sind. Neben den üblichen Klassikern und Komödien, die einen traditionell unterhaltsamen Theaterabend versprechen, zeigen sich deutsche Bühnen deutlich problembewusst. Globale Krisen als spielbares Drama
Globale Wirtschaftspolitik, Kriege und Flüchtlingsströme -
immer mehr wird erkennbar, dass das eine mit dem anderen zu
tun hat, dass Kriege der Durchsetzung wirtschaftlicher und
geopolitischer Interessen dienen, und die Bedürfnisse einer verarmten,
schutzlosen Bevölkerung das letzte sind, das westliche Mächte zu
entschiedenem Handeln bewegt.
Mit dem Doppelabend "Pfeffersäcke im Zuckerland" und
"Strahlende Verfolger" (letzteres von Elfriede Jelinek)
thematisiert das Hamburger Schauspielhaus das Thema Flüchtlinge
einmal anders herum und fragt nach den Geschichten deutscher
Auswanderer und Importeure, die von einer deutschen Flucht in
die Welt enorm profitiert haben. Auch darf man auf den mehrfach eingeplanten Stückeneuling "Die lächerliche Finsternis" gespannt sein. Das Stück folgt den Vorlagen von Joseph Conrad ("Herz der Finsternis") und deren filmischer Adaption von Francis Ford Coppola ("Apocalypse now") und legt eine moderne Variante des politischen Dschungeldramas vor. Der Autor Wolfram Lotz verarbeitet westliche Verbrechen, Kultur-Klischees, Vorurteile und typisches Unwissen zu einer politischen Abenteuer-Farce, die genau dort stattfindet, wo es weh tut, in den Krisengebieten selbst. Nach ihrer Uraufführung in Wien zum Saisonstart wird die Groteske auf vielen anderen deutschen Bühnen gespielt, u.a. in Berlin, Hamburg, Essen und Wiesbaden. Aber, kann man die Opfer von Krisen überhaupt darstellen, ohne dabei einen gewissen Voyeurismus zu befriedigen? Eine Frage, die sich bei den oben genannten Stoffen aufdrängt, und der die Münchner Kammerspiele mit einem Beitrag nachgehen. "Das Leid anderer betrachten", ein Text von Susan Sontag, wurde hier als Solo für eine Schauspielerin inszeniert. Einen Versuch, sich ins "Zentrum der Macht" zu bewegen, wagt die Künstlergruppe "Rimini-Protokoll" mit ihrer Weltklima-Konferenz in Hamburg. Im Zeitraffer soll hier verfolgt werden, wie Beschlüsse von globaler Tragweite überhaupt zustande bzw. nicht zustande kommen.
Die Auseinandersetzung mit den aktuellen politischen Gegebenheiten
wirft viele neue Fragen auf. Auch Fragen im Umgang mit unseren Klassikern.
Was zum Beispiel soll man heute von den Freiheitskämpfern in Schillers
Dramen halten? Etwa, wenn der Marktexpansion des Westens kein Einhalten
geboten wird, gleichzeitig aber mit Frontex eine Festung Europa erbaut
wird, die Millionen Menschen das Recht auf geographische Bewegungsfreiheit
nimmt. Wie soll Schillers "Seid umschlungen Millionen" verstanden werden,
wenn man an die gigantischen Spekulationssummen auf dem Finanzmarkt denkt? Revolution und RevolteIn solch kritischen Zeiten nimmt es kaum Wunder, dass sich manche Theater verstärkt um das Thema Revolution kümmern. In den Münchner Kammerspielen legt der chinesisch-stämmige Autor Ttian Gebing mit "Totally happy" eine Auseinandersetzung mit der sogenannten chinesischen Kulturrevolution vor. Darüber hinaus verfolgen alle Ensemble-Mitglieder in dem Lesemarathon "The rest is noise" Entstehung und Verfall verschiedener Avantgarde-Bewegungen bis hin zur sogenannten sexuellen Revolution.
Und man weiß nicht, ob es Zufall ist, dass sich ausgerechnet im
aktuellen "Theater des Jahres" gleich mehrere Projekte um
Revolution und Revolte drehen. Der russische Klassiker "Kinder
der Sonne" von Maxim Gorki hinterfragt intensiv die Rolle der
intellektuellen Elite bei historischen Volksaufständen.
Düstere Zukunft oder ApokalypseKünstlerische Blicke in die Zukunft sind meist eine Mischung aus kreativer Experimentierfreude und mahnendem Sendungsbewusstsein, und haben in Krisenzeiten Konjunktur. Das Hamburger Schauspielhaus erstellt mit "2071" einen Ausblick auf die Folgen des Klimawandels für diejenigen, die gerade erst geboren wurden und werden. Am Deutschen Nationaltheater Weimar inszeniert eine junge Künstlergruppe, die sich weniger Zeit lässt. Sie prophezeit bereits für das Jahr "2040" den Wegfall jeglicher sozialer und kultureller Werte prophezeit und dokumentiert eine solche Welt mit ihrem "Radio Cooperativa". Das Burgtheater Wien wiederum stellt fest, dass der schwarze Blick in die Zukunft auch nichts Neues ist und inszeniert aus gegebenem Anlass den Klassiker von Karl Kraus, der vor Beginn des ersten Weltkrieges vor 100 Jahren bereits über "Die letzten Tage der Menschheit" schrieb. Alte Griechen, Mythen und SagenJenseits aktueller gesellschaftlicher Stoffe fällt eine Hinwendung zur Antike auf. Vielleicht auch das kein Zufall, denn wo sonst wird der Zusammenhang zwischen Kriegen und menschlichen Schwächen so klar und immer wieder erschreckend aktuell dargestellt wie in den griechischen Tragödien. Ob Hamburg, Berlin oder Weimar, überall werden uns die Geschichten von männlichen Tyrannen oder rasenden, vor Eifersucht brennenden Frauen erzählt. Auch die Berliner Staatsoper hat sich diesem Trend nicht verschlossen und bringt mit Oresteia, Ariadne auf Naxos und Die Schändung der Lucretia gleich drei antike Stoffe zur Premiere. Auch die deutsche Nibelungen-Sage feiert ihre Auferstehung in modernen Abwandlungen auf deutschen Bühnen. (u.a. Bochum, Berlin, Hamburg und Bonn) Leben in der virtuellen WeltWährend die einen um Jahrhunderte zurückgehen, suchen andere den dramatischen Stoff im Internet. Die virtuelle Welt, die, wie es scheint, das echte, wahre Leben mehr und mehr ins Marginale drängt, inspiriert die unterschiedlichsten Projekte in Mannheim (machinaeX), Weimar (Philipp Löhle, "Das Ding") und Berlin ("Never forever", Falk Richter) Im Mini-Theater und auf großer Bühne verfolgt man die sozialen Prozesse und psychologischen Phänomene, die das Leben am und mit dem Bildschirm hervorruft. Das Theater geht daran, den Menschen hinterm online-Profil wieder neu zu entdecken, ihm nicht nur ein Gesicht sondern auch den Körper wiederzugeben, wie es etwa eine Tanzformation der Berliner Schaubühne vorhat. Warum die "Total brutal" heißt? - man darf gespannt sein. Man wird sehen, ob man den Social Medias mit Maschinenstürmerei in aller Ernsthaftigkeit beikommt. Nicht gerade bierernst hat Rainald Grebe sich am Ende der letzten Spielzeit mit dem "Anadigiding" in Hannover beschäftigt. In typisch Grebe-scher Chaos-Unterhaltung erlebt man nostalgische Rückblicke in die Anfänge digitaler Welten, gekreuzt mit der Demonstration von Ausspäh-Möglichkeiten in heutigen Gebrauchsgegenständen. Für die nächsten Spielzeiten sind zwei Fortsetzungen vom "Anadigiding" in Hannover geplant. Das Theater als LachanstaltÜberhaupt, bei so viel tragischer Weltproblematik wächst das Bedürfnis nach Spaß, auch wenn selbst da Abgesang und Galgenhumor die größten Erfolge feiern. Bayerns Kabarett-König Gerhard Polt erfreut das Publikum der Münchner Kammerspiele mit seinem "Ekzem Homo", ein abendfüllender Vortrag über die vorübergehende Weltplage Mensch.
In Weimar knüpft man nach 25 Jahren Mauerfall einfach nahtlos
an Untergangsrituale an und pflegt in der Rambazambabar
dem lustig-likörigen Ostalgie-Abgesang "Im Osten nichts Neues" Überhaupt hält die Konjunktur der "Lachdisziplinen" auf deutschen Theaterbühnen weiter an. Ob politisches Kabarett bei Volker Pispers, Comedy-Spaßvögel aus dem TV oder lokale Stand-up-Matadoren, zum Lachen strömen die Leute ins Theater. Das hat auch manch "ernsthaftes" Theaterhaus dazu bewogen, die künstlerischen Ulknudeln ernst zu nehmen und zu Gastspielen ins Haus zu holen. Die Jugend muss her
Aber reicht Spaß allein, um frischen Wind in unsere
krisenbewussten Theater zu bringen. Wer junge Dramatik erleben will, sollte das Nationaltheater Mannheim im Auge behalten. Hier bekommen so junge Autoren wie Akin E. Sipal (Jahrgang 1991) eine Chance, und das nicht einmal mit einem Trendthema sondern einer Geschichte um Tod und Liebe, wie sie in allen Zeiten ihre Gültigkeit hat. Eine weitere Entdeckung dürfte die junge Amerikanerin Laura Marks sein. Spannend auch das Projekt der Kölner Hausautorin Angela Richter, die ihre Stoffe durch Recherche und Gespräche während einer laufenden Spielzeit entwickelt. Neue Stoffe in der Opernwelt
Spielplanbestimmend im Musiktheater sind nach wie vor die
großen klassischen Bühnenwerke. Für viel Nachwuchs im Publikum
sorgt das aber nicht unbedingt, und so gehen die großen Häuser
auch hier neue Wege. Die Kölner Oper, die ihre letzte Spielzeit im Interim-Gebäude Oper am Dom absolviert, bringt nach einer Erstaufführung in Bregenz die Oper "Solaris" zur Aufführung. Die Science-Fiction-Vorlage von Stanislaw Lem wurde von Detlev Glanert vertont und hatte zu Spielzeit-Beginn bereits eine gefeierte Premiere. Live-Erlebnis TheaterOb politisch problembewusst, klassische oder moderne Unterhaltung, der große Gesang oder das große Lachen, Theater garantiert in jedem Fall etwas, das man durch keine Technik der Welt ersetzen kann. Menschen unterhalten Menschen, genau dort wo sie sind, und je nach Inszenierung sogar direkt mit dem Publikum im Kontakt. Lassen Sie sich diese lebendigen Kulturerlebnisse nicht entgehen und schauen Sie sich auf unserem Portal um. Ganz sicher stehen auch in Ihrer Umgebung Theaterabende ganz nach Ihrem Geschmack auf dem Spielplan.
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